Ich halte die Ratschläge gegenüber Nancy Faeser für entbehrlich und einigermaßen durchsichtig. Dass sich Vertreter der Grünen und mit der Deutschen Polizeigewerkschaft eine Vorfeldorganisation der Union hier kritisch zu Wort melden, ist doch eher dem hessischen Vorwahlkampf geschuldet. Die Sorge um die Amtsführung als Bundesinnenministerin ist insoweit geheuchelt. Dass sich ausgerechnet der Kollege Kubicki zu Wort meldet, der in der Vergangenheit selbst durch massive Interessenskollisionen auffiel, als er in seiner Zeit als Bundestagsvizepräsident zugleich einen der Hauptangeklagten der Cum-Ex-Verfahren vertrat, ist schon ein starkes Stück.
Ich kann die gespielte Empörung nicht im Ansatz nachvollziehen. Es gibt zahlreiche Beispiele aus der Vergangenheit, die belegen, dass man aus einem Spitzenamt heraus Wahlkampf machen kann. Armin Laschet blieb Ministerpräsident des größten Bundeslandes, als er um die Kanzlerschaft rang. Und am Ende einer jeden Legislaturperiode ist eine jede Bundesregierung in Wahrheit komplett in den Wahlkampf eingebunden, ohne das Regieren aufzugeben. Es ist geradezu ein Normalfall, dass sich Spitzenpolitiker aus einem Amt heraus für ein anderes bewerben. Sollte Nancy Faeser sich dazu entscheiden, wird sie das mit Bravur meistern und mit großer Sicherheit die hessische SPD zum Wahlkampfsieg führen.