„Wir sollten diese Diskussionen auf den Boden zurückholen und von der etwas naiven Vorstellung Abstand nehmen, Deutsche Sicherheitsbehörden – allen voran das Bundeskriminalamt – würde mal eben so irgendeine Software einkaufen und zur Telekommunikationsüberwachung einsetzen.
Wir haben umfangreiche gesetzliche Vorgaben, an die sich die Sicherheitsbehörden selbstverständlich halten. Die unterscheiden sich zuweilen von denen in anderen Staaten der Erde. In Deutschland werden umfangreiche Leistungsbeschreibungen erarbeitet. Bevor eine solche Software vom Hersteller abgenommen oder gar eingesetzt wird, gibt es ein Abnahmeverfahren, das in ganz Deutschland einheitlich verläuft. Die Software wird vorher von den eigenen Leuten auf Herz und Nieren geprüft und es gibt enge vertragliche Bindungen und Kontrollen der Hersteller.
Es wird sichergestellt, dass eine Software nur das kann, was erlaubt ist, dass sie nur eingesetzt wird, wenn es gesetzlich zulässig ist und dass kein Dritter unzulässig an Daten kommt.
Im Übrigen benötigen wir solche Ermittlungsmöglichkeiten zwingend, um zum Beispiel terroristische Gefahren abzuwehren oder gegen Schwerkriminelle zu ermitteln. Gefährder und Mafiosi rufen sich nicht einfach so an. Sie nutzen Messenger und kommunizieren verschlüsselt.
Uns allen wäre es allerdings lieber, wir hätten so gute eigene Kompetenzen, um solche Softwareprodukte immer selbst zu entwickeln. Dafür haben wir schon gute Kompetenzen bei ZITIS und beim BKA. Wenn wir uns unabhängiger von Fremdentwicklungen machen wollen, müssen wir diese Kompetenzen stärken.
Ich möchte noch etwas grundsätzliches zum Thema „Schwachstellen ausnutzen“ hinzufügen:
Dass dabei Schwachstellen in Datensystemen ausgenutzt werden müssen, steht außer Frage. Das ist in etwa so, als wenn die Polizei den Schlüsseldienst ruft, um mit einem Durchsuchungsbeschluss in eine fremde Wohnungen zu gehen. Gleichzeitig fordern wir die Menschen auf, sich die besten Schlösser und Riegel anzuschaffen, damit nicht eingebrochen wird. Daraus würden wir auch nicht schlussfolgern, die Polizei dürfte nicht mehr bei Kriminellen durchsuchen. Wir müssen beides hinkriegen – auch wenn es nicht leicht ist: IT-Systeme müssen so sicher wir möglich sein. Dennoch müssen Sicherheitsbehörden bei Kriminellen oder zur Abwehr großer Gefahren in sie eindringen können.“
Hier finden Sie den gesamten Artikel: Handelsblatt: Pegasus: Ampelpolitiker fordern Verbot der Spionagesoftware